30.10.15

Seltsam genug

Ein Mensch erlebt den krassen Fall,
Es menschelt deutlich, überall -
Und trotzdem merkt man, weit und breit
Oft nicht die Spur von Menschlichkeit.


©unknown - Eugen Roth




















Eugen Roth

29.10.15

the artist

©Liu Ye
Liu Ye

28.10.15

Truman Capote

"Slang ist der durchgescheuerte Hosenboden der Sprache."

©unknown
Truman Streckfus Persons aka Truman Capote

26.10.15

Der gute, alte, fast vergessene Konjunktiv - er lebe hoch!

FOTO: DEUTSCHES LITERATURARCHIV - Erich Kästner















Trostlied im Konjunktiv


Wär ich ein Baum, stünd ich droben am Wald.
Trüg Wolke und Stern in den grünen Haaren.
Wäre mit meinen dreihundert Jahren
noch gar nicht sehr alt.
Wildtauben grüben den Kopf untern Flügel.
Kriege ritten und klirrten im Trab
querfeldein und über die Hügel
ins offene Grab.
Humpelten Hunger vorüber und Seuche.
Kämen und schmölzen wie Ostern und Schnee.
Läg ein Pärchen versteckt im Gesträuche
und tät sich süß weh.
Klängen vom Dorf her die Kirmesgeigen.
Ameisen brächten die Ernte ein.
Hinge ein Toter in meinen Zweigen
und schwänge das Bein.
Spränge die Flut und ersäufte die Täler.
Wüchse Vergissmeinnicht zärtlich am Bach.
Alles verginge wie Täuschung und Fehler
und Rauch überm Dach.
Wär ich ein Baum, stünd ich droben am Wald.
Trüg Wolke und Stern in den grünen Haaren.
Wäre mit meinen dreihundert Jahren
noch gar nicht sehr alt....

24.10.15

Elazar Benyoëtz

"Frieden gäbe es nur dann, wenn die Menschen nicht bloß gegen den Krieg, sondern auch gegen das Siegen wären."

©Prof.Verena Lenzen - Elazar Benyoëtz
Elazar Benyoëtz 

der große Meister des Aphorismus'

"Der Aphoristiker - der einsilbrige Goldschmied"

21.10.15

Fragebogen

Max Frisch schrieb in seinem Tagebuch von 1969-1971 unter anderem Fragen nieder, die der Suhrkamp Verlag als eine Sammlung in einem dünnen Bändchen im Jahre 1972 publizierte. Elf Fragebögen zu verschiedenen Themen. Freundschaft, Tod, Geld, Humor, Heimat (Bsp.: Hat Heimat für Sie eine Flagge?) und etliche mehr. In einer Welt, in der wir bereits so viel beantwortet zu wissen meinen, wird es wieder höchste Zeit die richtigen Fragen zu stellen. Oder etwa nicht?

Max Frisch, 1966. Ewa Ulikowska, Warschau; © Max Frisch Archiv, Zürich

20.10.15

I like to have a Martini,

Two at the very most.
After three I'm under the table,
after four I'm under my host.

The lady with a tongue like a razor blade

©unknown - Dorothy Parker

19.10.15

Wie in Italien

In der Wohnung über mir lebt eine Kleinfamilie. Sie, er und das Kind, das so gerne hüpft und freudig durch die Wohnung rennt. Zusammen sehen sie ganz hübsch in ihren bunten, selbst gestrickten Pullis aus. Vermutlich in der dritten Welt hergestellt. Wahrscheinlicher ist es, sie kaufen ihre Kleider ganz billig bei K&N, um sich danach im Schnäppchenglück zu suhlen. "Schlechtes Gewissen?" "Ah, i wooo. Wenn wir sie nicht kaufen, dann macht es eben jemand anderer.“ Sie lächeln mir freundlich zu, wenn wir uns im Treppenhaus begegnen. Sie würden mit mir bestimmt ein paar Worte wechseln wollen, doch dazu kommt es nicht.

Niemand fragt mich ob ich eventuell übernächtigt sei, weil wieder die halbe Nacht das Kind schrie und ich vier bis elf mal pro Nacht aufwachte. Ah wo, schliesslich sind wir doch eine kinderfreundliche Gesellschaft – wehe dem, der es nicht ist. Diesem Menschen wünscht man den Gulag.

Es kommen oft andere Kinder zu Besuch. Die Kleinen hüpfen aus irgendeinem Grund gerne zusammen. Immer wieder und immer wieder. NOCHMA bummert es durch die Decke - NOCHMA und alles wird begleitet durch spitzjellendes Kindergeschrei.
So und nun kommt's, obwohl die Eltern sich ganz gesund ernähren, wird vor allem sie zusehends immer runder in letzter Zeit. Bis ich begreife, dass dieses Aussehen nichts mit Stoffwechselproblemen oder dergleichen zu tun hat. Es ist ganz einfach - die Nachbarin ist wieder schwanger.

Während ich hier schreibe und der Angstschweiss dunkle Flecken unter meinen Armen färbt, wird da oben ganz ausgelassen gelebt. Mensch ist das nicht schön? Wie in Italien.
    
Im selben Augenblick als ich mir einen Tee eingießen will, reisst jemand die Tür oben auf und jede Treppenstufe wird mit beiden Beinen heruntergehüpft. Nein, es kann nicht nur im Treppenhaus sein, es passiert zeitgleich in meinem Kopf. BUMM, BUMM, BUMM. Dann läuft das spielende Kind wieder zum Treppenabsatz und - BUMM, BUMM, BUMM. Ich hoffe die tiefe Stimme eines Erwachsenen zu hören, der droht oder irgendetwas dagegen unternimmt. Vergebens.
    
Ich gehe zu meiner Eingangstür, öffne sie einen Spaltbreit und sehe einen Kinderrücken. Die kleine Hannah steht sprungbereit da. Ganz leise und ohne dass sie mich sieht, schnellen plötzlich meine Hände reflexhaft vor und geben ihr einen Schubs. Ich helfe gern. In dem Augenblick in dem ich die Tür schließe, gellt ein Schrei durch das Treppenhaus.


Ich sehe meine Teetasse auf dem Schreibtisch. Ich trinke einen Schluck aus ihr. Das tut gut.

18.10.15

frisch aufgeschlagen

Albert Cohen - Das Buch meiner Mutter


16.10.15

Ich freue mich, wenn

es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.

©unknown - Karl Valentin











Es regnet immer noch.

15.10.15

Sei nicht böse auf den Regen.

... Er weiß einfach nicht, wie man nach oben fällt.

Vladimir Nabokov

Photo by Carl Mydans//Time Life Pictures/Getty Images

14.10.15

Bildet Lesebünde!

Allen, die immer wieder darüber nachdenken einen Lesekreis zu gründen und es bisher noch nicht gemacht haben, sei dieses Buch an's Herz gelegt. 





















Und hier in diesem kurzen Video erzählt Thomas Böhm, was er an einem Lesekreis so mag. 

12.10.15

WINDSCHIEF B34

Als William Stoner 1891 in Missouri im Haus seiner Eltern auf die Welt gepresst wird, ist allen Beteiligten klar, dass dieser Junge einmal die Farm der Eltern übernehmen soll. Doch das Schicksal hat etwas anderes mit William vor. Er wird Literaturprofessor für Englische Literaturgeschichte. Stoner heiratet früh. Die Natur schenkt ihm und Edith eine Tochter. Stoisch und jammerfrei nimmt er dieses Leben hin. Eine hässliche Ehe, eine schöne späte Liebschaft mit einer Studentin, das Mobbing seiner Kollegen, die schmerzende Einsamkeit, die Krankheit und letztendlich seinen Tod.
Eine banal klingende Geschichte? Vielleicht. Aber so habe ich sie noch nie zuvor gelesen. Die klare und sanft klingende Sprachmelodie webt in die Geschichte hinein. Nichts wird darin interpretiert, nur beschrieben und dadurch entsteht die beobachtende Distanz. Es ist ein zutiefst menschliches Buch, das uns mit der Erkenntnis beschenkt: Lebe dieses Leben wie es dir möglich ist und hinterfrage es nicht.   

Ein stilles Buch, das noch lange nachklingen wird und ein schöner herbstlicher Windschiefenabend, der auf das nächste Treffen freuen lässt. 

Apropos Vorschläge


Die anempfohlenen Bücher für das Treffen am 13. November 2015 
Ort: bekannt Zeit: 19:00


M.Sch.


Gewonnen haben Swetlana Alexijewitschs Zinkjungen, doch werden wir warten bis es das Buch als Taschenbuch zu kaufen gibt. 

Deshalb lesen wir - nach einem erneuten Abstimmen - zum nächsten Mal den Kameramörder von Thomas Glavinic




10.10.15

Samstag

- ein guter Tag zum Nachdenken

9.10.15

Der Nobelpreis

für Literatur 2015 ging an Svetlana Alexievich? 

©unknown

8.10.15

Er sah gute Menschen

langsam der Hoffnungslosigkeit anheimfallen, innerlich so zerbrochen wie ihre Vorstellung von einem anständigen Leben; er sah sie ziellos durch die Straßen irren, die Augen blank wie Glassplitter; er sah sie mit dem bitteren Stolz von Menschen, die zu ihrer Hinrichtung gehen, an Hintertüren klopfen und um Brot betteln, das es ihnen erlaubte am nächsten Tag erneut zu betteln; und er sah, wie ihn Menschen mit ehemals aufrechtem und selbstbewusstem Schritt voller Neid und Hass ansahen, ..."

aus John Williams - STONER - DTV - S.276



7.10.15

I must say

©Mike Vectores - Groucho Marx
I find television very educational. The minute somebody turns it on, I go to the library and read a good book.

Groucho Marx


6.10.15

Ich bin

67 Jahre alt. Ich habe ein längeres Leben gehabt, als es sich die meisten Menschen auf dieser Welt erträumen können. Es war ein fantastisches Leben. Ich bin am Ende meines Weges angekommen.
Henning Mankell ZEIT Interview Nr.13 vom 26.03.15

Foto: Zsolnay Verlag


5.10.15

Der Dämon

Alkohol

Charles Bukowski, c.1981, photo by Mark Hanauer



"Das ist das Problem am Trinken', dachte ich mir, während ich mir einen Drink einschüttete. Wenn etwas schlechtes passiert, trinkt man um zu vergessen; wenn etwas gutes passiert, trinkt man um zu feiern; und wenn gar nichts passiert, trinkt man, damit etwas passiert."

Charles Bukowski

4.10.15

3.10.15

A writer is a writer not because

she writes well and easily, because she has amazing talent, or because everything she does is golden. 
A writer is a writer because, even when there is no hope, even when nothing you do shows any sign of promise, you keep writing anyway.


©unknown - Junot Díaz
"I can safely say I've seen the US from the bottom up...I may be a success story as an individual. But if you adjust the knob and just take it back one setting to the family unit, I would say my family tells a much more complicated story. It tells the story of two kids in prison. It tells the story of enormous poverty, of tremendous difficulty."

1.10.15

Keine Idee

was man lesen könnte? Hier gibt es einige Vorschläge. Leider nur in Englisch. Aber einige Bücher sind ja bereits übersetzt.