30.1.17

20.1.17

CHARLES-JOSEPH TRAVIÉS - DIE KRITIK

Критика. Карикатура Травьеса. 1830-е годыBibliothèque des Arts décoratifs / Bridgeman Images / FotodomCharles-Joseph Traviès - Die Kritik

17.1.17

B. OBAMA ÜBER DAS LESEN



Transcript: President Obama on What Books Mean to Him

Interview with Michiko Kakutani, the chief book critic for The New York Times

16.1.17

NEUER LESESTOFF

Dominique Manotti - Madoffs Traum



















Wer sollte das Buch lesen? 

Alle, die schon mal in die Gedankenwelt eines Bernie Madoff eintauchen wollten, um zu verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass 2008 die Börse BUMM machte.  

Und warum?

Weil es so spannend und gut geschrieben ist, wie die Geschichten eines Profilers. 

Über die Autorin:
© unbekannt 












Dominique Manotti ist das Pseudonym der Mme Marie-Noëlle Thibault. Mme ist Romanautorin, Historikerin und Französin. Die Welt erblickt sie am 24.12.1942 in Paris. Manotti ist politisch engagiert und sieht sich selbst als Rätekommunistin. Irgendwann liest sie James Ellroy, der sie zum Schreiben von Kriminalromanen inspiriert. Ihr erstes Buch entsteht mit 50.

Kurz zusammengefasst:

Bernie Madoff sitzt in North Carolina im Bundesgefängnis von Butler und denkt über seinen Traum nach, der zu seinem persönlichen Alptraum wurde. 

Details:

ein scharf skizziertes Psychogramm auf nicht mal 60 Seiten 

Atmosphäre:

verkokst, gierig und kalt

Zitat aus dem Buch - hier der Anfang:

Ich sitze auf einer Steinbank in der prallen Sonne. Ein schöner Sommertag. Der Stein ist warm. Der Garten vor mir ist gut gepflegt. Der Rasen gemäht, gewässert, schnurgerade Buschreihen, alle identisch. In der Mitte ein Baum, zu einer Kugel beschnitten. Was für einer? Keine Ahnung. Ich bin ein Mann der Städte, des Betons und Asphalts. Von Bäumen verstehe ich nichts. Und der hier soll mich bis zu meinem Tod begleiten. Unerträglicher Gedanke.

Originalzitat der Autorin:

Eine Gesellschaft hat die Helden, die sie sich fabriziert, die Helden, die sie verdient. Wir sind hier nicht in den Vereinigten Staaten? Noch nicht. Schauen Sie sich Madoff gut an: Er ist der Held Ihrer kommenden Jahre. Sie haben Angst? Das verstehe ich. Ich auch. Und ich bin immer noch zornig.

(Dominique Manotti, Mai 2014) 

13.1.17

ENTDECKUNG - H. C. Artmann



meine heimat...
"Meine heimat ist Osterreich, mein vaterland europa, mein wohnort Malmoe, meine hautfarbe weiss, meine augen blau, mein mut verschieden, meine laune launisch, meine raeusche richtig, meine ausdauer stark, meine anliegen sprunghaft, meine sehnsuechte wie die windrose, im handumdrehen zufrieden, im handumdrehen verdrossen, ein freund der froehlichkeit, im grunde traurig, den maedchen gewogen, ein grosser kinogeher, ein liebhaber des twist, ein uebler schwimmer, an schiessstaenden marksman, beim kartenspiel unachtsam, im schach eine null, kein schlechter kegler, ein meister im seeschlachtspiel, im kriege zerschossen , im frieden zerhaut, ein hasser der polizei, ein veraechter der obrigkeit, ein brechmittel der linken, ein juckpulver der rechten, unbehaglich schwiegereltern, ein vater von kindern, ein judas der muetter, treu wie Pilatus, sanft wie Puccini, locker wie Doctor Ward, schuechtern am anfang, schneidig gen morgen, abends stets durstig, in konzerten gelangweilt, gluecklich beim schneider, getauft zu St. Lorenz, geschieden in Klagenfurt, in Polen poetisch, in Paris ein atmer, in Berlin schwebend, in Rom eher scheu, in London ein vogel, in Bremen ein regentropfen, in Venedig ein ankommender brief, in Zaragoza eine wartende zuendschnur, in Wien ein teller mit spruengen, geboren in der luft, die zaehne durch warten erlernt, das haar nach vorne gekaemmt, die baerte wie schlipse probiert, mit frauen im stehen gelebt, aus baeumen alphabete gepresst, karussells in waeldern beobachtet, mit lissabonerinnen ueber stiegen gekrochen, auf tourainerinnen den morgen erwartet, mit glasgowerinnen explodiert und durchs dach geflogen, catanesinnen verraten, kairenserinnen bestuerzt, bernerinnen vergoettert, an pragerinnen herangetreten, gruessgott gesagt, feigen gestohlen, revolver entdeckt, aus booten gestiegen, papierdrachen verwuenscht, masken verfertigt, katakomben gemietet, feste erfunden, wohnungen verloren, blumen geliebt, schallplatten verwuestet, 150 gefahren, unrat gewittert, lampione bewundert, monde verglichen, nasen gebrochen, parapluies stehengelassen, malaiisch betrieben, positionen ersonnen, bonbons zertreten, musikautomaten geruettelt, dankbar gewesen, heidenangst verspuert, wie der hirsch gelaufen, die lunge im maul gehabt, unter rosen geweilt, spielzeug gebastelt, rockaermel verpfuscht, Mickey Spillane gelesen, Goethe verworfen, gedichte geschrieben, scheisse gesagt, theater gespielt, nach kotze gerochen, eine flasche Grappa zerbrochen, mi vidy gefluestert, grimassen geschnitten, ciao gestammelt, fortgegangen, a gesagt, b gemacht, c gedacht, d geworden.
alles was man sich vornimmt, wird anders als man sichs erhofft ..."

(aus: h.c. artmann: das suchen nach dem gestrigen tag oder schnee auf einem heissen brotwecken. eintragungen eines bizarren liebhabers. freiburg. 1964)

9.1.17

WINDSCHIEF B46

Wieso? Weshalb? Warum? - Wer nicht fragt - bleibt dumm.

Wie ist das möglich, dass Bodo Kirchhoff für "Widerfahrnis" den Deutschen Buchpreis 2016 erhielt?

Eine sehr magere Geschichte, ein schlicht gestricktes stilistisches Konzept mit farblosen Charakteren. Perfekt an der Toskanafraktion entlang geschriebselt. Ah, Italien, wat bist Du schön. Mehr Langeweile ist kaum möglich. Eine völlig jeglichen Knisterns ferne Liebesgeschichte. Unerträglich. Schlussendlich müssen Flüchtlinge hineingerührt werden, kann ja nicht schaden. Kitsch as Kitsch can. 
Ab und an ein richtig guter Satz, der Atmosphäre entstehen lässt.

Ja,im Gegenteil, er erkannte etwas wieder, das sich schon fast verflüchtigt hatte, nur noch in Spuren existierte, wie die frühen Zeichen, dass man zu Hause war, der Duft des Bügeleisens auf besprengter Wäsche, das Licht einer Stehlampe mit Faltenschirm, das Knacken aus den Heizrohren und ein Geraschel beim Zeitungsblättern, hinter der Zeitung Zigarettendunst und das mütterliche Sonntagsseufzen.
(S.73)

Dieser Mann kann zweifellos schreiben, aber mit diesem Buch ist uns Schreckliches widerfahren.

Möge das Jahr 2017 mit einem Besseren beginnen. Kommen wir zu den Vorschlägen.


C.K.
Daniel Woodrell - Der Tod von Sweet Mister

M.Sch.
Thomas Melle - Die Welt im Rücken

P.P.
Georges Simenon - Maigret und sein Revolver

hier ist das passende Hörspiel

R.W.
Ljudmila Ulitzkaja - Die Kehrseite des Himmels

A.B.
Robert Seethaler - Der Trafikant


Wir wählten zum nächsten Treffen am 03.02.17




Bonmot des Abends (M.Sch.):

"Da hast Du Dir aber ein schönes Haus gebaut!"

Überhaupt ein guter Abend war's und ein wunderbarer Start in das neue Jahr.

Einige haben gefehlt. 

2.1.17

postweihnachtlich zumute



"Wenn die stille Zeit vorbei ist, dann wird es auch endlich wieder ruhiger."

Karl Valentin