10.1.23

WINDSCHIEF B104 - ZOOM22

Es ging um das Buch von Lea Ypi, Frei – Erwachsenwerden am Ende der Geschichte

Zur Autorin: Lea Ypi geboren 1979 in Tirana, hat Philosophie und Literatur studiert und lehrt als Professorin für Politische Theorie an der London School of Economics. 

Wir Windschiefen kamen per Zoomsitzung nach längerer Pause zusammen und sprachen über unsere Leseeindrücke. Lea Ypi schreibt über ihr Aufwachsen in Albanien, einer stalinistischen Enklave. Um sich und sie zu schützen, lassen Mutter, Vater und die Großmutter sie im Unklaren darüber, dass die Familie als Klassenfeind gilt. Das Leben in dieser abgeschotteten Gesellschaft aus Perspektive des Kindes und der Heranwachsenden wird erzählt, aber auch die Zeit des Umbruchs, in der die alten Gewissheiten sich auflösen und die Gesellschaftsordnung ins Rutschen gerät.  

 

Fazit: Unsere Meinungen changierten von frenetischem Lob (das wichtigste Buch des Jahres) und Lesegenuss zu dem Hinweis, der Text sei nicht literarisch genug und vielleicht habe die Autorin zu viel gewollt. Auf jeden Fall haben wir viel über Albanien erfahren und lange gesprochen über dies Land, den Wechsel von Sozialismus zu Demokratie und Marktwirtschaft, Korruption und darüber, was Freiheit bedeutet. 

 

Zitate: Biografien wurden fein säuberlich in gut und nicht gut, besser oder schlechter, sauber oder befleckt, wichtig oder unwichtig, transparent oder unklar, verdächtig oder vertrauenswürdig unterteilt, sowie in solche, die als unbedingt erinnerungswürdig galten und solche, die ohne Wenn und Aber vergessen werden mussten. (S.43)

 

Über ihre Eltern schreibt sie: Im Gegensatz zu meiner Mutter, die davon überzeugt war, dass Menschen von Natur aus dazu neigen, einander zu schaden, glaubte er, es gebe in jedem ein Körnchen Güte, die sich nur deshalb nicht zeigte, weil wir in den falschen Gesellschaften lebten. Aber wie eine richtige, bessere Gesellschaft aussehen sollte, konnte er nicht sagen. 

 

 

Vorschläge für das nächste Treffen

 

R.W.: Andrea Bottlinger, Claudia Hochbrunn - Helden auf der Couch

S.B.: Francois Lelord – Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

P.P.: Podcast von Omri Boehm - Vom Mut selbst zu denken

A.P.: Werner Herzog – Jeder für sich und Gott gegen alle

U.J.: Dörte Hansen – Zur See

A.B.: Eva Menasse – Dunkelblum

K.M.: Kim de l’Horizon – Blutbuch

D.E.: Florian Illies – Liebe in Zeiten des Hasses Chronik eines Gefühls 1929 – 1939

 

Nach einem Patt zwischen Helden auf der Couch, Dunkelblum und Blutbuch mit jeweils zwei Stimmen, fiel unsere Wahl in einem Stechen auf die 


Helden auf der Couch.






Nächstes Treffen: 3.2.23 um 19:00 Uhr

 

 

 










TEXT - D. E. (mit großem Dankeschön)