5.7.25

WINDSCHIEF B124

Um welches Buch ging es am 04. 07. 25?

Der einarmige Pianist 

Der Titel verweist auf Paul Wittgenstein, einen Pianisten, dem man im Ersten Weltkrieg seinen rechten Arm amputieren musste. Er musizierte aber weiter mit speziell für ihn komponierten Werken.


Wer hat es geschrieben?

Oliver Sacks - Arzt, Professor für Neurologie und Bestsellerautor, der Gärten, Menschen und Musik liebte. 


 

„In vierzig Jahren medizinischer Praxis habe ich nur zwei Arten von nicht-pharmazeutischen "Therapien" gefunden, die für Patienten mit chronischen neurologischen Erkrankungen von entscheidender Bedeutung sind: Musik und Gärten“.

 

 

 

Worum geht es?

„Der einarmige Pianist“ ist kein reines Sachbuch, sondern ein feinfühliger, kluger, manchmal auch poetischer Essay über Musik als neurologisches, psychologisches und existenzielles Phänomen. Es zeigt bewegend, wie sehr Musik mit unserem Menschsein verwoben ist und das selbst dann, wenn Sprache, Motorik oder Gedächtnis versagen. Ein Plädoyer für die Musik als eine lebenswichtige Ressource. 

 

Sacks zeigt uns sonst verborgene Welten in denen 

  • Menschen, die nach Hirntraumata plötzlich musikalisches Talent entwickeln (Musikophilie)
  • Patienten, die durch Musik Zugang zu Erinnerungen oder Sprache finden
  • Parkinson- und Tourette-Betroffene, deren Symptome durch Rhythmus und musikalische Struktur gemildert werden
  • Blinde, Synästhetiker und musikalische Savants, deren Wahrnehmung stark musikalisch geprägt ist
  • Allgemein Musik als Therapie: in der neurologischen Rehabilitation, in der Arbeit mit Demenzkranken und bei depressiven Verstimmungen

 

Die zentrale Botschaft des Buches 

Musik findet Wege selbst durch neurologische Barrieren hindurch. Auch bei schweren Hirnschäden oder degenerativen Erkrankungen bleibt Musik oft als letzte Brücke zum Selbst erhalten.


Fazit: 

Ein Buch, das eine unbekannte und komplizierte Welt eröffnet. In jedem seiner Bücher steckt Geist, Wissen und ein detektivisches Interesse an und am Menschen.


Verschenken? Auf jeden Fall!


Was bleibt nach dem Lesen?


Zuversicht. Denn für Sacks ist Musik ein Schlüssel zum Verständnis des Gehirns. Anders als Sprache ist Musik ganzheitlich. Sie aktiviert motorische, emotionale, kognitive und sensorische Areale gleichzeitig. Sie kann dort wirken, wo Worte nicht mehr greifen oder verstummen.


Die Vorschläge zum nächsten Treffen am 05. SEPTEMBER um c. t. 19
:00.


S.B.: Rudyard Kipling - In Schwarz und Weiß

C.K.: Tarjei Vesaas - Frühlingsnacht

P.P.: Coretta Scott King - Mein Leben mit Martin Luther King

A.B.: Carmen Laforet - Nada

R.W.: Rie Qudan - Tokyo Sympathy Tower

 

Es kam zur Stichwahl zwischen Nada und Frühlingsnacht

 
 
UND der Gewinner ist:  Tarjei Vesaas - Frühlingsnacht 


 

 

AUGUST IST SOMMERPAUSE


7.6.25

WINDSCHIEF B123

Um welches Buch ging es am 06. 06. 25?

Die Stille (Original: The Silence) übersetzt von Frank Heibert


Wer hat es geschrieben?

 Don DeLillo

Geboren 1936 in der Bronx, New York, ist ein bedeutender amerikanischer Schriftsteller der Gegenwart. Er wurde bekannt durch Bücher wie White Noise oder Cosmopolis. Sein literarischer Durchbruch gelang ihm 1985 mit White Noise das später mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde. Also war die Erwartung für das Buch recht groß.


Worum geht es?

Die Stille (2020) ist ein kurzer Roman (???), der eine dystopische Momentaufnahme der Gegenwart liefern soll. Die Handlung spielt am Super-Bowl-Sonntag des Jahres 2022 und zeigt nicht, was passieren könnte, wenn plötzlich die gesamte digitale Infrastruktur zusammenbräche. Kein Strom. Kein Internet. Kein Fernsehen. Keine Smartphones. Nur Stille.

Fazit: 

Wir blieben im Dunkeln. Inhaltlich. Emotional. Literarisch. Man kann dem Buch zugutehalten, dass es kurz ist.

An wen verschenken?

Gar nicht verschenken, weil verschenkte Zeit.

Was bleibt nach dem Lesen?


Nichts ausser - Stille. Und diese kann sehr ärgerlich sein. 


So, es kann also nur besser werden: 

Die Vorschläge zum nächsten Treffen am 04. Juli um c. t. 19
:00.


S.B.: Oliver Sacks - Der einarmige Pianist

D.E.: Nastassja Martin - An das Wilde glauben

K.M.: Mitch Albom - Dientags bei Morrie

P.P.: Georg Schreiber - Der Gerichtsgutachter

A.P.: kein Vorschlag wg. next time absent

R.W.: Hernan Diaz - In der Ferne

 

es kam zur Stichwahl zwischen Sacks und Diaz
 
UND der Gewinner ist: OLIVER SACKS - DER EINARMIGE PIANIST


 AUGUST IST SOMMERPAUSE

4.5.25

WINDSCHIEF B122

Um welches Buch ging es am 02.05.25?

Der Auftrag

Wer hat es geschrieben? 

Friedrich Dürrenmatt (1921–1990)

 
Schriftsteller, Dramatiker, Denker und vieles mehr. Geboren im schweizerischen Konolfingen, einem kleinen Ort im Kanton Bern. Ein Ort, von dem man nur mit großer Fantasie glauben konnte, dass dort Weltliteratur entstehen würde – aber genau das tat sie. Er studierte Philosophie und Naturwissenschaften, bevor er mit Werken wie Der Besuch der alten Dame und Die Physiker Weltruhm erlangte. Dürrenmatt sah mit einem schelmischen Blick auf die Abgründe menschlicher Existenz.
Er war ein Schriftsteller, der mit dramatischer Wucht und exzellentem Beobachtungssinn gesellschaftskritische Fragen stellte – über Macht und eigene Verantwortung in einer immer irrer werdenden Welt.

 
Friedrich Dürrenmatt starb am 14. Dezember 1990 mit 69 Jahren in Neuchâtel.

PS: In seinen zwanziger Jahren gab es wohl auch einen klitzenkleinen, kurzen Flirt mit den Nationalsozialisten.
 

Worum geht es also in - Der Auftrag? 

Es ist eine Novelle in 24 Sätzen. Keines dieser langen Sätze hat einen Punkt - ausser den am Ende.

Die Filmemacherin F. erhält von Otto von Lambert den Auftrag, in einem nordafrikanischen Wüstenstaat den Mord an seiner Frau Tina aufzuklären. Bei ihren Recherchen gerät F. in ein undurchsichtiges Netz aus Überwachung, Täuschung und Machtkämpfen. Zunehmend verschwimmen die Grenzen zwischen Beobachter und Beobachtetem. F. wird selbst Teil des Geschehens und erkennt, dass die Wahrheit unerreichbar bleibt.


Fazit: 

Ein alles in allem meisterhaft geschriebenes Buch. Eine siamesische Beziehung aus Kriminal-, Verwirrstück und Sozialkritik.



Die Vorschläge zum nächsten Treffen am 

06. Juni 

 
S.B.: Boris Vian - Die Ameisen und andere Erzählungen

C.K.: next time absent

P.P.: Don DeLillo - Die Stille

R.W.: Roberto Saviano - Treue - Liebe, Begehren und Verrat - Die Frauen in der Mafia

 

AND THE WINNER?!

Don DeLillo - Die Stille



 

7.4.25

WINDSCHIEF B121

Um welches Buch ging es am 04.04.25?

Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

Wer hat es geschrieben?

Saša Stanišić - geboren am 7. März 1978 in Višegrad, Bosnien und Herzegowina (damals noch Jugoslawien) Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (ab 2004)
 
Um was ging es im Buch? 

Ein Buch, dem der Autor die Bitte voranstellt, es der Reihe nach zu lesen. Und dann folgen wir den Menschen, die sich wohl nie in ein Goldene Buch einer Stadt eintragen werden, vielleicht in ein silbernes Buch. Wir folgen ein paar Jungs mit Migrationshintergrund, von denen einer Stanisic ist, wie sie im sommerlichen Weinberg abhängen und sich fragen, wie es wäre, wenn sie zehn Minuten ihres zukünftigen Lebens ausprobieren könnten. Stanisic schreibt und wir folgen. Es geht durch Raum und Zeit, sein Ton oft humorvoll, melancholisch, sein Erzählstil ist ungewöhnlich. Und obwohl die Geschichten leichtfüßig wirken, laden die Erzählungen ein, dass wir uns ins kontrafaktische Denken begeben und uns Gedankenspielen stellen: Was wäre, wenn unser Leben ein anderes wäre, welches ist unser Leben?

Schöner Satz: Der Himmel vogelschwarmgemustert.

(mit großem Dank an D. E. für die Zusammenfassung)

 

Die Vorschläge zum nächsten Treffen am 02. Mai:

P.P.: Jack Kerouac - Unterwegs

S.B.: Friedrich Dürrenmatt - Der Auftrag oder Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter

R.W.: Timothy Snyder - Über Tyrannei - Zwanzig Lektionen für den Widerstand

 

J.K.: nächstes mal abwesend

D.E.: nächstes mal abwesend

A.B.: nächstes mal abwesend

A.P.: nächstes mal abwesend

K.M.: nächstes mal abwesend

 

und gewonnen hat:  

Friedrich DürrenmattDer Auftrag oder Vom Beobachten des Beobachters der Beobachter





9.2.25

WINDSCHIEF B120

Um welches Buch ging es am 07.02.?

Maror

Wer hat es geschrieben?

Lavie Tidhar wird 1976 in Israel geboren und schreibt normalerweise Science-Fiction und Fantasy-Romane und das ganz erfolgreich. 

Übersetzt hat es Conny Lösch.


Um was ging es im Buch?

Thriller brauchen ein klares Rezept: Tempo, Gewalt und manchmal eine Prise Horror.

Doch seit dem 7. Oktober 2023 sehen und lesen wir dieses Buch anders. 

Die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmt. Ein bitterer Cocktail aus Verbrechen und Geschichte. Lavie Tidhar wagt sich mit "Maror" an die Historie Israels - und stolpert.

Der Titel – das hebräische Wort für "bittere Kräuter" – ist Programm.

Die Story beginnt - wie könnte es anders sein - mit Sex, einer Autobombe, und einem Schuss ins Herz der Tel-Aviver Unterwelt. Ziel: Rubenstein, ein Krimineller, der zum Mafiaboss aufgestiegen ist. Die Bombe verfehlt ihn und tötet stattdessen Schulkinder. Willkommen in Tidhars Welt. Cohen, ein skrupelloser Polizeichef, und Avi, ein skrupelloser Ermittler, durchstreifen die Unterwelt. Alles vermischt sich.

Mord. Drogen. Korruption. Breitbeinig sitzende Männer. Frauenklischees. Ein explosives Chaos.

Israel, hart und ungeschönt. Tidhar sprengt Genregrenzen. Sein Stil ist brutal, schonungslos, filmisch - aber dabei leider redundant.

Die Realität schmutzig, bitter, kompromisslos. Nun ja - und das bei über 600 Seiten. Es hätte ein willkommener Trip werden können.

 

Was dachten wir?

Ein Buch, das kaum hält, was es verspricht. Ein Buch, das gerne ein Film wäre. Und - Wie gut kann etwas sein, das lieber etwas anderes wäre?

 

Und hier zu den Vorschlägen zum nächsten Treffen am 07. März

A.B.- Saša Stanišić - Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

D.E. - Esther Kinsky - Rombo

S.B. - Iwan S. Turgenjew - Väter und Söhne

P.P. - Miranda July - Auf allen vieren

R.W.- Rolf Dobelli - Die Kunst des klaren Denkens

 

And the winner iiiis:  

Saša Stanišić - Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne 

 

 ISBN 9783630877686 "Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf  dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne" – gebraucht,  antiquarisch & neu kaufen

7.12.24

WINDSCHIEF B119

Um welches Buch ging es am 06.12. im letzten Treffen des Jahres 2024?

Das Opfer (in Walter Hasenclevers Übersetzung)


Wer hat es geschrieben? 

Saul Bellow

 

Die Eltern, Juden aus Russland, waren 1913 von St. Petersburg nach Kanada ausgewandert, wo Saul am 10. Juni 1915 in Lachine, einem Vorort von Montreal, geboren wurde. Im Jahr 1924 zog die Familie nach Chicago, das zu Saul Bellows Lebensmittelpunkt wurde. Der Geburtsort vieler seiner Romanhelden.

Chicago, die Stadt der Einwanderer und der Gegensätze, wurde für Saul Bellow zur Heimat. Mit seinem Blick für die kleinen, skurrilen Details des Lebens und seinem Gespür für die Eigenheiten des Menschseins schuf er eine Literatur, die ihm neben dem Pullitzer-Preis auch den Nobelpreis für Literatur einbrachte.

 

„Jeder hat seine eigenen Gründe, warum er Schriftsteller geworden ist. Mein Grund war die Merkwürdigkeit des Lebens, die ich schon in ganz jungen Jahren erfahren habe. Ich glaube, fast jedes Kind spürt diese Merkwürdigkeit des Lebens.“ (Saul Bellow)

Er starb 2005 in den USA.

Worum geht es also in Das Opfer? - Der Beginn.




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurze Zusammenfassung 

Asa Leventhal, ein Journalist, der sich mühsam eine respektable Existenz aufgebaut hat, sieht sein geordnetes Leben plötzlich erschüttert. Ein unerwarteter Besucher taucht auf: Alton Turner Allbee, ein heruntergekommener Mann mit verwahrlostem Äußeren und einer bitteren Anklage. Allbee behauptet, Leventhal sei für sein persönliches Scheitern verantwortlich – eine Anschuldigung, die ebenso absurd wie verstörend erscheint. Doch die Begegnung ... hat es in sich.

Fazit: 

Ein packender Alptraum, der so manche Schmerzgrenze überschreitet.

An wen verschenken? 

An alle, die Lust auf wirklich gut geschriebene Literatur haben - mit einem nicht zu leugnenden Hang zum Masochismus.

Zitat aus dem Buch:

„Die Welt war voll von Menschen wie Allbee, die ihr Elend anderen anlasteten, und von Menschen wie Leventhal, die nicht wussten, wie sie sich dagegen wehren sollten.“


Die Vorschläge zum nächsten - hoffentlich entschleunigten, chilligen ;-) aber wg. Unpässlichkeit
in den Februar verschobenen Treffens am07. Februar 2025


S.B.: Robert Walser - Jakob von Gunten

A.B.: Jenny Erpenbeck - Kairos

K.M.: Inge Jens, Walter Jens - Frau Thomas Mann

P.P.: Lavie Tidhar - Maror

A.P.: (next time absent)

R.W.: Rolf Dobelli - Fragen an das Leben


UND der Gewinner ist und jetzt kommt es gaaaaanz DICKE:

LAVIE TIDHAR - MAROR

4.11.24

WINDSCHIEF B118

Um welches Buch ging es am 01.11.24?

Der Hund

Wer hat es geschrieben?


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Worum geht es in Der Hund ? 

Der Hund von Akiz, ist nichts für Zartbesaitete. Es ist ein Roman über einen jungen Mann, der aus den tiefsten Abgründen der Gesellschaft in die glitzernd-dekadente Welt der Haute Cuisine und der Neureichen ein- und aufsteigt. Der Protagonist, nur als Der Hund bekannt, hat eine unschöne Vergangenheit. Aus einem Kellerloch im Kosovo gekrochen, findet er in der Küche seine Bestimmung und wird schnell in die Spitzenrestaurants der Stadt katapultiert.

Zusammen mit seinem Freund Mo, einem ebenfalls nicht aus der Oberschicht stammenden jungen Mann, versucht der Hund in die harte Welt der Gastronomie einen Fuß rein zu bekommen. Schonungslos
schildert Akiz die Arbeitsbedingungen in der Sterneküche: Intrigen, Drogenkonsum und exzessive Lebensweisen scheinen Alltag zu sein.

Ein Schlüsselmoment ist die Anstellung im renommierten Restaurant El Cion. Hier trifft der Hund auf Valentino, den exzentrischen Chefkoch. Um seinen Platz zu sichern, geht er einen gefährlichen Deal ein: Gemeinsam mit Mo
besorgt er seltene Ortolane, um Valentino zu beeindrucken. Dieser Schritt lenkt die Ereignisse unaufhaltsam in eine dunkle Richtung und der Roman steigert sich bis zur Schmerzgrenze.


Der Beginn:




 

 

 

 

 

 

Fazit: 

Schönfärberei gibt es in diesem Roman nicht. Der Hund ist ein Buch für alle, die an einer ungeschminkten Darstellung der Realität interessiert sind. Gleichzeitig ist es ein teilweise surrealer Spiegel, der der unersättlichen Welt der Neureichen vorgehalten wird.
 

Wem schenken?

An alle, die mit folgendem Zitat aus dem Film Das grosse Fressen etwas anfangen können: „Wir sterben nicht nur an dem, was wir essen, sondern auch an dem, was wir längst verloren haben.“

Zitat:

"Der Hunger trieb ihn an, die Angst hielt ihn wach." 


Was bleibt nach dem Lesen?


Auf jeden Fall auch ein bitterer Nachgeschmack.

 

Unser Fazit: Nu, die einen sagen so. Die anderen so. (Alle, die den Witz kennen, wissen, was damit gemeint ist.)

K.M.: Es ist keine Literatur und zudem ist es sexistisch und ausschließlich voller flacher Charaktere.

R.W., A.P., & P.P. mochten das Buch, weil es eine krasse Wirklichkeit abzubilden weiß.

und D.E. und A.B. waren nicht wirklich begeistert

 

So nun aber
Die Vorschläge zum nächsten Treffen am 
06.12.24

A.B.: Tezer Özlü - Suche nach den Spuren eines Selbstmordes

D.E.: nächstes Mal nicht dabei

K.M.: Thomas Willmann - Das finstere Tal

P.P.: Anne Applebaum - Die Verlockung des Autoritären

A.P.: Maxim Biller - Mama Odessa

R.W.: Saul Bellow - Das Opfer


 
UND der Gewinner ist: - 

SAUL BELLOW - DAS OPFER

BITTE BEACHTEN: in der Übersetzung von Walter Hasenclever




 


5.10.24

WINDSCHIEF B117

Um welches Buch ging es am 04.10.24?

KNIFE

Wer hat es geschrieben?

Salman Rushdie: Geboren am 19. Juni 1947 in Bombay (heute Mumbai), Indien ist ein britisch-indischer Schriftsteller und Essayist, der in New York lebt.

Kurzer historische Ausflug:

Am 14. Februar 1989 verhängt, bereits in einem sehr fortgeschrittenen Alter, der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini eine Fatwa gegen Salman Rushdie. Grund dafür waren Passagen über den Propheten Mohammed in einer Szene seines Romans Die satanischen Verse aus dem Jahr 1988. Khomeini rief zur weltweiten Verfolgung auf und setzte eine Prämie für eine Tötung aus, ungeachtet internationaler Proteste: „Ich setze das stolze Volk der Moslems in aller Welt davon in Kenntnis, dass der Autor des Buches ‚Die satanischen Verse‘ […] und alle an seiner Publikation Beteiligten zum Tode verurteilt sind.“ 

Im Laufe der Zeit erhöhten Fanatiker das Kopfgeld von 150.000 auf 2,8 Millionen Dollar. Aus Sicherheitsgründen wurde Salman Rushdie in England unter Polizeischutz gestellt und wechselte jahrelang seinen Aufenthaltsort. Trotz eine an die Öffentlichkeit gerichtete Entschuldigung Ende 1990 verdoppelte Teherans Regierung das Kopfgeld im März 1991.

Der japanische Übersetzer Hitoshi Igarashi wurde ermordet; der italienische Übersetzer Ettore Caprioli und der norwegische Verleger William Nygaard schafften es knapp ihren auf sie verübten Mordanschlägen zu entkommen. Erst am 23. September 1998 erklärte der iranische Staatspräsident Khatami, man wolle die Fatwa ruhen lassen. Doch kurz darauf drohte eine Gruppe fundamentalistischer Moslems erneut mit der Vollstreckung des Todesurteils gegen Rushdie. 

Und dann kam der 12. August 2022

Worum geht es also in Knife? Der Beginn.



Knife ist ein sehr persönlicher und ehrlicher Bericht über den Messerangriff auf ihn, Rushdie, im Jahr 2022. Englischer Untertitel lautet: Meditations after an attempted murder. In diesem Zusammenhang s.o., benenne ich den Übersetzer lieber nicht. 
 
Wir lesen mehr als nur eine Schilderung des Traumas; es ist ein mutiges Plädoyer für Freiheit und die Macht der Worte. Rushdie reflektiert offen seine Erfahrungen in einer Deutlichkeit, die einen, beim Lesen einiger Passagen, erschaudern lässt. Er beschreibt die physischen und psychischen Folgen des Angriffs, die Angst, den Schmerz und die überwältigend-liebevolle Unterstützung, die er erfährt. Persönliche Anekdoten verweben sich mit literarischen Referenzen und gesellschaftlichen Beobachtungen. Und alles in allem ist es auch eine wunderbar-ehrliche Liebeserklärung an alle, die dazu beigetragen haben, dass er dieses Buch überhaupt schreiben konnte. Diesen Menschen ist dieses Buch gewidmet.

Rushdies Fähigkeit, in dunklen Stunden Hoffnung zu finden, ist bewundernswert. Seine präzise Sprache schildert grausame Details aus denen wir lernen können.

Fazit: 
Knife ist ein wichtiges Buch für alle, die an den Mut und an die Freiheit (des Wortes) glauben.  

An wen verschenken? 
An jene - s.o.

Zitat:

 "Eine Nachtmahr hatte die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit überquert und war real geworden."

Was bleibt nach dem Lesen?

Die Bestärkung des Zitats von Goethe: "Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten."


Die Vorschläge zum 01.11.24

 

S.B.: next time absent

P.P.: Oliver Sacks - Der einarmige Pianist - denn: "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." (Nietzsche)

R.W.: Akiz - Der Hund

C.K.: next time absent

A.B.: Tezer Özlü - Suche nach den Spuren eines Selbstmordes

D.E.: Rachel Eliza Griffith - Was ihr uns versprochen habt

 

UND der Gewinner ist:

AKIZ - Der Hund

 

Der Hund

10.9.24

DIE FÜNFTE JAHRESZEIT

Wenn der Sommer vorbei ist und die Ernte in die Scheuern gebracht ist, wenn
sich die Natur niederlegt, wie ein ganz altes Pferd, das sich im Stall hinlegt,
so müde ist es - wenn der späte Nachsommer im Verklingen ist und der frühe
Herbst noch nicht angefangen hat - dann ist die fünfte Jahreszeit.

Nun ruht es. Die Natur hält den Atem an; an andern Tagen atmet sie unmerklich
aus leise wogender Brust. Nun ist alles vorüber: geboren ist, gereift ist,
gewachsen ist, gelaicht ist, geerntet ist - nun ist es vorüber .
Nun sind da noch die Blätter und die Sträucher, aber im Augenblick dient das zu
gar nichts; wenn überhaupt in der Natur ein Zweck verborgen ist: im Augenblick
steht das Räderwerk still. Es ruht.

Mücken spielen im schwarzgoldenen Licht, im Licht sind wirklich schwarze Töne,
tiefes Altgold liegt unter den Buchen, Pflaumenblau auf den Höhen ... kein Blatt
bewegt sich, es ist ganz still. Blank sind die Farben, der See liegt wie gemalt,
es ist ganz still. Ein Boot, das flußab gleitet, Aufgespartes wird dahingegeben - es ruht.

So vier, so acht Tage - Und dann geht etwas vor. Eines Morgens riechst du den
Herbst. Es ist noch nicht kalt; es ist nicht windig; es hat sich eigentlich gar
nichts geändert - und doch alles.
Noch ist alles wie gestern: Die Blätter, die Bäume, die Sträucher ... aber nun
ist alles anders....

Das Wunder hat vielleicht vier Tage gedauert oder fünf, und du hast gewünscht,
es solle nie, nie aufhören... Spätsommer, Frühherbst und das, was zwischen ihnen
beiden liegt. Eine ganz kurze Spanne Zeit im Jahre.

Es ist die fünfte und schönste Jahreszeit.

(Kurt Tucholsky)

8.9.24

WINDSCHIEF B116

Um welches Buch ging es am 06.09.24?

Gewitter im Ziplock

Wer hat es geschrieben?

Dana Vowinckel, geboren 1996 in Berlin, ist eine Schriftstellerin und Linguistin.

Worum geht es im Buch?

Margarita ist 15 und lebt in einer "ganz normalen" jüdischen Familie, die zwischen Deutschland, den USA und Israel verstreut ist. Ihr Vater Avi, ein Kantor in Berlin, und ihre Mutter Marsha, Linguistin, die in den USA lebt, führen getrennte Leben, doch die Vergangenheit ihrer Familien verbindet sie auf komplexe Weise. Denn wie könnte es anders sein? Dazwischen, mitten in der "Puberkulose", Margarita.

Eine Reise nach Israel wird zum Wendepunkt: Die Großeltern, die Last der Geschichte und die Frage der jüdischen Identität drängen an die Oberfläche. In diesem Roman, gekonnt erzählt aus den Blickwinkeln der jungen Frau und ihrem Vater, entfaltet sich ein bewegendes Generationendrama, in dem die Themen Erinnerung, Identität und die unentrinnbare Vergangenheit zusammenkommen.

Unsere Meinung?

Diametral entgegengesetzt. Wie könnte es auch anders sein?

- toll geschrieben und obwohl noch so  jung, bereits so klug und lebenserfahren - man erfährt viel über jüdisches Leben

- von völlig uninteressant bis rass!st!sch


Schönes Zitat und Liebeserklärung an eine große Stadt aus dem Buch:

"Berlin war nicht die Stadt meiner Eltern, es war nicht meine Stadt, aber irgendwie war es doch das Zuhause, das wir hatten."


Wem schenken?

Na, allen Junggebliebenen und allen, die es noch werden wollen und allen, die Interesse am ganz normalen, alltäglichen Wahnsinn des Jüdischsein und des Nichtjüdischsein haben.


Was bleibt nach dem Lesen?

Die Frage: Was bedeutet eigentlich - Gewitter im Ziplock?

 

Der Abend selbst?

Seeeehhhhr windschief-kontrovers und mit KnirschKnarsch im Getriebe. 

 

Die Vorschläge zum 04.10.24

S.B.: Oliver Sacks - Der einarmige Pianist - denn: "Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." (Nietzsche)

P.P.: Salman Rushdie - Knife

R.W.: Lavie Tidhar - Maror - sehr viel zu dick, aaaaaber ungemein spannend

J.K.: - (nächstes Mal nicht dabei)

A.P.: Adam Andrusier - Tausche zwei Hitler gegen eine Marilyn

 

AAAAND THE WINNER IS:

Sir Ahmed Salman Rushdie - KNiFE

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PS: Mea culpa - mea maxima culpa! Eigentlich hatten wir ja zwei Bücher zu besprechen - aber irgendwie ging der liebe Franz Kafka unter.  Aber nach Kafka - ist vor Kafka. And he will always be the one and only! - Und das kann überhaupt niemals anders sein.

8.6.24

WINDSCHIEF B115

Um welches Buch ging es am 07.06.24?

 Trophäe

Wer hat es geschrieben?

Gaea Schoeters - eine flämische Autorin.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Aus dem Niederländischen übersetzt hat es Lisa Mensing

Worum geht es im Buch?

Hunter White, ein wohlhabender nordamerikanischer Börsenspekulant, lebt  das Motto seines Namens. Er jagt sowohl nach Reichtum als auch nach Großwild. Seit seiner Kindheit von zwei Leidenschaften getrieben – Geld und die Jagd – führt ihn seine Besessenheit von der Wall Street nach Afrika. Hier jagt er anfangs noch Tiere, aber schon bald unterbreitet man ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen wird, obwohl er könnte. Ab diesem Punkt nimmt die Geschichte eine dramatische Wendung, entfaltet sich mit einer unerwarteten Dynamik und nimmt Fahrt auf.


Unsere Meinung?

Fast alle von uns waren, trotz des Themas: Jagd, sehr beeindruckt von diesem Buch. 

Es entführte uns in die atemberaubende Natur Afrikas und schaltete ab der ersten Zeile unser Kopfkino ein. Die Erzählweise der Autorin zieht uns in den Bann der Geschichte, sodass man sich inmitten der Savannen und Wildtiere wiederfindet. So schafft es nur jemand, der/die sehr gut schreiben kann. Das kann Frau Schoeters - sehr gut schreiben.

Bemerkenswertes Zitat:

„Der Körper ist ein Instrument der Seele.“

Bonuspunkte für:

Die Autorin beherrscht die Kunst, Afrika in seiner ganzen Pracht und Wildheit lebendig werden zu lassen. Durch ihre Schilderungen werden alle Sinne angesprochen, und die emotionalen Höhen und Tiefen der Beteiligten werden intensiv miterlebt. Es gibt Etliches zu lernen und nachzudenken.

Lies dieses Buch nur, wenn:

Du bereit bist, in die dunklen Tiefen der menschlichen Natur zu blicken.

Wem schenken?

Egal wem - aber unbedingt!

Das Buch in drei Wörtern:

berauschend – dicht – gnadenlos

Was bleibt nach dem Lesen?

Ein großer Eindruck. Die Geschichte von Hunter White hinterlässt ein Echo. Könnte mein Buch des Jahres werden.

 

SOMMERPAUSE:  Nächstes Treffen 06.09.24

Wir lesen zum nächsten Treffen zwei Bücher
 
A.B.: Dana Vowinckel - Gewässer im Ziplock - war eh klar, weil letztes Mal so gewählt


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 und dann standen noch diese Kandidaten zur Auswahl 


P.P.: kein Vorschlag

C.C.: kein Vorschlag

D.E.: ist nächstes Mal nicht dabei - deswegen kein Vorschlag 


und gewonnen hat - Tadaaaa

 Franz Kafka mit Nikolaus Heidelbach - Gelegenheit zu einer kleinen Verzweiflung

 


 



4.5.24

WINDSCHIEF B114

Um welches Buch ging es am dritten Mai?
 
Kim Jiyoung, Geboren 1982 
 
Wer hat es geschrieben?
 
Cho Nam-Joo

Worum ging es in dem Buch?
 
Kim Jiyoung sucht nach Gleichberechtigung in der südkoreanischen Gesellschaft.

In Südkorea arbeiten viele Frauen, doch die Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft ist fraglich. Der Debütroman verfolgt den Lebensweg der fiktiven Kim Jiyoung, geboren 1982. Schon in Schule und Studium treten Mädchen hinter Jungen zurück, eine angemessene Anstellung als Frau ist schwierig. Als sie schwanger wird, gibt sie ihre Arbeit auf und kümmert sich um das Kind. Der Kampf um eigene Bedürfnisse in einer ungleichen Gesellschaft ist für Kim kaum auszuhalten. So beginnt sie sich seltsam zu verhalten.  

Was dachten wir?
 

Das Buch zeigt ein jahrtausendealte Ungerechtigkeit. In diesem Roman spielt sie sich in Südkorea ab. Ähnlich unfair - same same BUT different - geht es aber  auch in der restlichen Welt zu. Dieses Buch überzeugte uns nicht, da andere schon besser über diesen Missstand zu erzählen wussten und dass dieser Roman, wie jemand behauptete, unsere Welt verändern würde, daran hat niemand von uns nach der Lektüre geglaubt.
 

So! Und hier zu den Vorschlägen zum nächsten Treffen am 07. Juni c.t. 19:00
 
 


 
 

  
Das Gewinnerbuch des Abends war Dana Vowinckels • Gewitter im Ziplock - aaaaaber danach wurde klar, dass A.B. nächstes Mal gar nicht dabei sein kann. Aaaaaaaalso zurück auf Anfang und diesmal gewann Trophäe.
 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
!!!!! Gewitter im Ziplock lesen wir deshalb trotzdem als Sommerpausenbuch