14.6.19

WINDSCHIEF B72

Photo © unknown

















Über Siri Hustvedt:

Die US-amerikanische Schriftstellerin Siri Hustvedt wird 1955 in Northfield, Minnesota geboren.



Das Buch - DAMALS (Originaltitel - so viel besser: Memories of the future) 
Kurz zusammengefasst:

S.H. aka Minnesota - die Protagonistin - fährt 1979 mit 23 Jahren von Minnesota in die Großstadt New York um dort ihren ersten Roman zu schreiben. Diese verschiedenen Erfahrungen als junge Frau unter anderem mit einem Arschloch, der sie fast vergewaltigt, vertraut sie damals ihrem Tagebuch an, das ihr Gedächtnis an das Vergangene auffrischen hilft, denn als Sechzigjährige bereits etablierte Schriftstellerin schreibt sie darüber und lässt uns daran teilhaben.  

Übersetzt haben Grete Osterwald und Ulli Aumüller


Atmosphäre:

Die beschwerliche, mäandernde Schreibkonstruktion, wenn sie denn Gefallen findet, wird mitreißend sein - falls dieses nicht gelingt, ist man froh nach 446 Seiten diesem beschwerlichem Strom zu entkommen um mit einem erleichternden Seufzer endlich den letzten Satz zu lesen. 


Der Anfangssatz:

"Vor Jahren verließ ich die weiten, flachen Felder des ländlichen Minnesota und zog auf die Insel Manhattan, um den Helden meines ersten Romans zu finden."


Das Besondere:

Für alle, die mehr über Siri Hustvedt erfahren wollen. Doch ob das Erzählte mit dem tatsächlichen Leben der Autorin zu tun hat, bleibt ein Geheimnis. Eine gut erzählte aber langweilige Geschichte. Dass es so etwas überhaupt geben kann - ist verblüffend.


Original Zitat der Autorin:

"Ich habe in der Bibliothek Tausende von Büchern bereist, habe zahllose mentale Räume betreten und verlassen und bin in Seitengänge eingebogen,von denen ich nicht gewusst hatte, dass sie existieren, nur um am Ende weitere Türen zu finden, die zu öffnen waren. Es gibt immer noch eine andere Tür und einen anderen Raum. Und ich habe auch geschrieben, nun schon seit Jahrzehnten, und beim Schreiben gehe ich, denn Schreiben ist die Begehung einer Geschichte, und das Gehen führt mich durch die Straßen der Stadt und hinaus auf Landstraßen, wo ich wieder den Boden meiner Kindheit unter den Füßen habe. Ich schaue auf endlose Reihen von je nach Jahreszeit aufrecht stehendem oder zersausten Mais und beachte den Abstand zwischen Telefonmasten, die durch hängende schwarze Linien miteinander verbunden sind. Manchmal sind die Leitungen mit den festen kleinen Körpern von Spatzen gesprenkelt, die sich bei jedem plötzlichen Geräusch - einem abgefeuerten Schuss oder anspringenden Motor - im Nu zu Punkten am Himmel zerstreuen. Ich musste mehrmals um die Welt gehen, ohne mich von meinem Stuhl zu rühren, um allmählich ausdrücken zu können, was ich schon als Mädchen wusste, was ich als Mädchen im hektischen Summen meines auf Personen, Bäume, Vögel, den Horizont, den
Mond oder die Sonne eingestimmten Nervensystems verspürte. Aber die Gabe des Geschichtenerzählens und die weitere Gabe, diese Geschichten niederzuschreiben, gehören sicher zu den unzähligen Formen, die die Zeit in mir angenommen hat." (abermals Dank an D.E.)


Unser Fazit:

Für die meisten war es ermüdend - für andere hellauf begeisternd - zusammengenommen ist und bleibt das ein überambitionierter Roman. 

PS: Selten war das windschiefe Meer so zweigeteilt wie bei der Diskussion über dieses Buch. Es flogen die Fetzen! Beeindruckend! 


JULI IST SOMMERPAUSE

Die Vorschläge zum August:


R.W.

C.K.

S.B.

A.B.

U.J.

P.P.


nächstes Treffen ist am o2.o8. um 19:oo


gelesen wird das Gewinnerbuch:

Nicole Krauss - Die Geschichte der Liebe