7.7.08

Wohnungssuche die Erste

Es war mal gut mit dem Auto durch die Stadt zu fahren. Nun, es gibt wunderschöne Orte hier an denen man leben könnte. Beispielsweise West Village - beautiful. Eine Wohnung, 1 bedroom in einem schönen Haus. 3.950 im Monat. Nur so zur Vorstellung. Weiter ging es in den Financial District. Financial District hat einen Charme wie Potsdamer Platz in Berlin. Falls jemand mit dieser Information nichts anfangen kann, macht es auch nichts, denn es gibt keinen Charme am Potsdamer Platz. Ein wunderschönes Haus mit einem kostümierten ah sorry, das heißt wohl livrierten doorman/concierge (also wenn man mich fragt, so bleibe ich wacker beim Ersteren). Ein sog. Gym., soll es auch im Haus geben, Aufzug und einem angekündigten Blick auf die Lady Liberty, Studio, d.h. ein Zimmer - 2.500 im Monat. Kaum in den Fahrstuhl unten eingestiegen, fährt er einen in den 19ten Stock. Mit einem Pling fährt die Tür auf und dann darf man erst mal laufen. Durch beteppichte unendlich lange, halbdunkle Gänge. Und wieder öffnet sich eine Tür. Das Zimmer hat nur ein Fenster. Im Bad riecht es nach Schimmel. Jemand, der dort als Letzter (Allerletzter) auf dem Klo war, hat leider nicht runtergespült. Lecker. The Gym. Ein Zimmer mit geschlossenen Fenstern, auch die Jalousien sind dicht, ist vollgerammelt mit bekannten Sportgeräten. Wenn man sich auf das Laufband stellt, so darf es einen nicht stören, dass ungefähr in 20 cm Entfernung ein Läufer auf dem Laufband zu sehr nach Mensch riecht. Mir ging es ganz rasch sehr nah, denn einige Tränen rollten sich durch meine Augen und nicht etwa weil ich traurig war. Ein sehr intensives Erlebnis. Ah, ich habe den Blick auf die Lady Liberty vergessen. Und das kann und will ich doch niemandem vorenthalten. Wenn man sie sehen will, muss man sich an den äussersten rechten Rand des einen Fensters stellen und ein wenig den Kopf verrenken. Mit ihrem Anblick soll der verzogene und schmerzhafte Hals dann belohnt werden.  
So also bestimmt nicht.
Also ging es weiter über die Brücke nach Brooklyn Heights. So ein bisschen West Village für Arme. Sehr, sehr schön. Sympathisch aussehende Leute auf der Straße, nette Cafes, einige Bäume. Die Preise für jeden Berliner unbezahlbar, aber irgendwie - muss ja. Manhattan schluckt pro Zimmer ungefähr einen Tausender. Ein Zimmer mehr zum selben Preis in Brooklyn oder eben doch in Manhattan mit Blick auf die Lady Liberty aber dafür einem schiefen Hals. Da guck ich mir die Lady doch lieber auf einer Postkarte an und diese Freiheit nehme ich mir gern.