21.6.08

Die Lichter der großen Stadt

Es war schon spät gestern, aber noch sehr warm und ich wollte um den Block gehen. Sich die Füße vertreten, so sagen doch alte Leute dazu. Kaum trete ich vor die Tür, geschieht überall irgendwas und man wird wie durch einen Windstoß mitgenommen. Auf die Straße kommen die Chassiden mit ihren unzählig vielen Söhnen aus den Bethäusern heraus. Sie tragen ihre riesengroßen Pelzhüte spazieren. Die Mädchen sind nicht zu sehen. Im Fenster gegenüber sitzt dieselbe Frau, die fast immer im Fenster sitzt, wann immer ich dort vorbei gehe, ist sie dort. Weiter um die Ecke wird ein Haus hell durch riesige Scheinwerfer angeleuchtet. Ein Film wird gedreht. Daneben ist eine Kneipe aus der laut Jazzmusik zu hören ist - unerhört und das um fast 12 p.m - wunderbar. Davor sitzen Leute auf kleinen Bänken und trinken Wein. Drinnen ist es voll. Ich ergattere noch einen Platz auf der Holzbank vor dem Eingang - Glück gehabt. Ich setze mich und gegenüber sehe ich durch unzählig viele Lichter beleuchtet die WilliamsburgBridge. Wie eine Kette aus großen Glühwürmchen schwebt sie da - wie am Horizont befestigt. Am Himmel zucken die Blitze und in den nächsten 2 Minuten ergießen sich Seen, wie ausgekippt, von oben auf die Straße herunter. Der Straßenasphalt glänzt und spiegelt die Lichter der Brücke wider. Die Filmemacher waren nicht schnell genug und manche ihrer Scheinwerfer haben den Geist aufgegeben und sind zischend im Regen ersoffen. Ich trinke meinen Wein, lausche dem Fluchen der Beleuchter, das sich mit dem Trompetensolo mischt und lasse den Wein geräuschlos ganz langsam meine Lichter löschen. Ob die Frau immer noch im Fenster sitzt, wenn ich auf dem Nachhauseweg vorbeigehe?